Dienstag, 27. Mai 2008

Einleitung: Maskenwesen und Maskenkunst


Masken können geheimnisvoll und faszinierend sein, sie können verbergen und auch gleichzeitig entlarven. Masken verzaubern, verfremden, verstecken, verwandeln oder verdeutlichen.

In diesem Blog möchte ich regelmäßig über das Maskenwesen und über die Maskenkunst schreiben. Der heutige Eintrag ist eine kurze Einleitung in das Thema "Maske".

Das Wort "Maske" stammt wohl aus dem Arabischen "mas-chara", das so viel bedeutet wie Scherz oder Maskarade. Doch die wirkliche Herkunft des Wortes ist noch umstritten. Masken existieren schon seit Urzeiten. Ihre Bedeutung war grundverschieden von der heutigen: was ursprünglich Geist, Ahne oder Halbgott bedeutete, wandelte sich erst viel später zur Maskierung.

Masken sind überall auf der Welt zu finden: in Afrika, Asien, Australien, rund um den Nordpol und in Amerika. Hier spielte oder spielt das Maskenwesen in seinen ursprünglichen Formen noch heute oder in der sehr nahen Vergangenheit eine bedeutsame Rolle im kulturell-religiösen Leben.

Die ältesten Belege für das Maskentragen finden sich in den Höhlenmalereien in Nordwest-Spanien und Südfrankreich, die vor etwa 12.000 Jahren entstanden sind.

Die Lust an der Verwandlung ist eines der urältesten Spiele des Menschen. Der Wunsch anders zu wirken und auszusehen, als man ist: ein zweites Gesicht zu haben, ein Gesicht eines anderen aufzusetzen. Diese Verwandlung hat aber bei fast allen Gemeinschaften kultische Bedeutung besessen und religiös-mythische Funktionen erfüllt; nämlich die Vorstellung, die eigene Körperlichkeit abstreifen zu können, setzt den Glauben an etwas Unsterbliches, etwas Ungreifbares voraus.

Die Maske als kultisches Instrument wurde vermutlich zunächst als Jagdutensil verwendet, um z. B. Antilopen oder anderes Wild zutraulich zu machen. Doch dann wurde die Maske wohl bei oder vor der Jagd benutzt, um das Jagdglück zu beeinflussen; d.h. die Maske wurde von einem Jagdwerkzeug zu einem magischen Gegenstand. Der Mensch verwandelt sich in das zu jagende Tier und verzaubert auf diese Weise seine Opfer. Deshalb gibt es sehr viele Tiermasken.

Der Maskenschnitzer hat hierbei eine besondere Rolle. Er ist nicht mit unserem heutigen Verständnis des Künstlers gleichzusetzen. Dem Schnitzer werden besondere Kräfte zugeschrieben: er schafft nicht einen tierischen oder menschlichen Ausdruck, sondern ruft den Geist durch seine Schöpfung, durch sein Handwerk. Die Tiermasken stellen somit keine Tiere dar, sondern den Geist der Tiere. Es ist der besondere, individuelle Stil der Maske, der den Geist hervorruft. Damit die Masken auch ihre Wirksamkeit haben, werden meistens diese Masken gesegnet oder geopfert. Zum Beispiel müssen die Buschgeistmasken ständig durch Opfer besänftigt werden.

Masken dürfen nicht als Einzelstück bzw. als ein isoliertes Objekt betrachtet werden. Masken müssen immer in Verbindung mit Tanz, Gesang und Musik gesehen werden. Das Thema Maskentanz wird in einem späteren Eintrag behandelt.

Masken haben sich immer mehr von einer sakralen Funktion abgewendet: nämlich von der kultischen Handlung zur öffentlichen Unterhaltung und Belustigung, wie z. B. im Theater oder im Zirkus. Heute kennen wir auch Masken im Alltag, wie die Schutzmaske für die Arbeit oder im Sport.