Montag, 30. Juni 2008

Masken aus Mittelamerika


In Mittelamerika hat sich ein besonderer Maskentypus ausgeprägt: die Repräsentation der Naturkräfte als Gottheiten. Vor allem Wind, Feuer, Wasser und Erde fungieren als Boten göttlicher Gaben und werden in den Masken personifiziert. Hier geht u. a. über die Entstehung der Maske die Sage um, dass die Dämonen ihre Gesichter abgenommen hätten, um sie den Menschen zu hinterlassen, damit sie die entsprechenden Beschwörungstänze aufführen könnten. Hier glaubt man auch, dass menschliche Handlungen das Naturgeschehen beeinflussen können. Die Naturgötter-Masken spiegeln ein Lebensgefühl des Ausgeliefertseins, der ständigen Gefährdung. Die Gottheit ist hier eine zerstörerische Naturmacht und dem Menschen feindlich gesinnt. Nur wenn man sich mit den Göttern misst, bekommt der Mensch eine Art Selbstvertrauen. Doch warum ist das Maskenwesen in „Alt-Mexiko" ganz anders als in Afrika? Eine Antwort liegt vielleicht in der unterschiedlichen geographischen Lage. Das Klima in Äquatorial-Afrika ist ein beständiges heißes und feuchtes Klima - ein Klima, das durch seine Einheitlichkeit oder seinen festen Zyklus für den Menschen kalkulierbar ist. Dagegen ist Mittelamerika die abwechslungsreichste Klimazone der Erde - hinzukommen noch 90 tätige Vulkane und Wirbelstürme. Diese ständigen klimatorischen Todesdrohungen macht das zerstörerische Götterbild verständlich.
Das Bild zeigt die Gestalt des Cipactli, des Erdungeheuers. Die Verdickungen auf dem Gesicht sollen einerseits die Hautstruktur des Krokodils nachahmen, sind aber auch zugleich Symbol der Berge. Die Maske ist der ethnischen Gruppe der Nahua gehörend. (u.a. aus „Masken und Maskierung" von I. Ebeling und „Mexikanische Masken" von H. Klier)

Dienstag, 24. Juni 2008

Die Wirkung von Masken

Können Masken etwas bewirken und wenn ja, was? Der Tropenarzt Hans Schmidt meinte: "Bei der Krankheit ist es wie bei der Liebe, zehn Prozent sind Chemie, der Rest Einbildung." Um diesen Rest geht es in den Religionen und magischen Riten.
Jemand, der zum Feind wurde, ist in manchen Teilen Afrikas zu allem fähig. Er wird im schlimmsten Fall nachts, wenn sein Feind schläft, dessen Raum betreten und dem Schlafenden eine Maske auf das Gesicht legen. In Afrika herrscht mancher Orts der Glaube, dass sich die Seele eines Schlafenden auf Wanderschaft befindet. Erst dann kehrt sie wieder in en Körper zurück, wenn dieser aufwacht. Nun kann es geschehen, dass die zurückkehrende Seele ihren Körper nicht mehr erkennt, weil das Gesicht von einer Maske bedeckt ist. Diese Seele irrt nun umher, weil sie ihren Körper nicht mehr finden kann. Der Mensch erwacht ohne Seele. Würde ein Atheist morgens beim Erwachen eine Maske auf seinem Gesicht vorfinden, würde er sich wundern aber nicht reagieren. Wer aber in einer Gesellschaft aufgewachsen ist, die an bestimmte Geister und Götter glaubt, der kann auf vielfältige Weise Schaden nehmen... aber auch geheilt werden. (gefunden in Maskenwesen in Afrika von Gerd Chesi)

Freitag, 20. Juni 2008

Antilopenmaske der Bamana


Vor langer Zeit, so erzählen die Bamana (http://en.wikipedia.org/wiki/Bambara_Empire), lebte auf Erden ein Wesen namens Tyiwara. Es war halb Mensch, halb Antilope und lehrte die Menschen den Feldbau. Eine Weile ging alles gut, alles war im Überfluss vorhanden. Doch dann begannen die Menschen, ihre Felder zu vernachlässigen und die Nahrungsmittel zu verschwenden. Aus Kummer darüber begrub Tyiwara sich selbst in der Erde. Nun bereuten plötzlich die Menschen ihr schändliches Handeln. Um Tyiwara zu besänftigen und aus Dankbarkeit für das Gute, was es den Menschen getan hatte, schnitzten die Bamana kleine Antilopenmasken und banden sie auf geflochtete Kopfbedeckungen. Alljährlich finden zu den Zeiten der Aussaat und der Ernte Maskenauftritte auf den Feldern statt. Auf dem Bild sind zwei Tänzer zu sehen, die solche Antilopenmasken auf dem Kopf tragen - der eine eine männliche, der andere eine weibliche. (Bild und Text nach Tanz der Tiere von C. Stelzig)

Montag, 16. Juni 2008

Maskentradition im Wandel

Die Maskentradition stellte und stellt ein zentrales Element der traditionellen afrikanischen Religion dar. Lange nachdem die Kolonialzeit und die Missionierung ihre Auswirkungen auf die Kulturen gezeigt hatte, kam es zu einer Unterwanderung der Maskentradition durch den Tourismus. Der touristische Einfluss (große Hotels veranstalteten Maskentänze) beschränkte sich auf wenige Gebiete, parallel dazu wurden in anderen Gebieten die Traditionen fortgeführt. Heute jedoch kennen die jungen Mitglieder der aktiven Volkstanzgruppen (diese agieren meist außerhalb religiöser Riten) das Bild der alten Kulturen nicht mehr. Für sie sind die neuen Formen, durch den Einfluss fremder Besucher, nun Teil ihrer Kultur, in der sie ihre afrikanische Identität finden. Zum Beispiel finden sich auf heutigen Masken Kunststoffe oder andere industrielle Materialien (wie bei den Egungun-Maskenkostümen). Ungeachtet aller Neuerungen sind diese aber authentisch, da sie für tradierte Maskenauftritte gebraucht werden. Das Maskenwesen greift nicht nur Motive aus dem Jenseits (bzw. nicht greifbaren Wirklichkeit) auf, sondern nimmt Ereignisse wahr und dokumentiert. Sie versucht die Lebenswirklichkeit darzustellen. (nach Maskenwesen in Afrika von Gerd Chesi)

Donnerstag, 12. Juni 2008

Khon-Maske aus Thailand


Diese Khon-Maske, aus Pappmaché gefertigt, ist eine Helmmaske mit aus Holz geschnittenen Kopfaufbauten und Ohren. An diesen Ohren wurden kleine Spiegelscheiben eingesetzt.

Hier eine schöne Seite, wie die Khon-Masken hergestellt werden: http://www.thailandlife.com/khonmask.html . Der Khon-Tanz ist eine spezielle Form der höfischen Tanzkunst und stellt die Erzählungen aus dem Ramakian dar. Ramakian ist die thailändische Fassung des indischen Nationalepos Ramayana. Bei diesem Tanz tragen die Tänzer kunstvolle Kostüme und Masken. Letztere dienen vor allem der Identifizierung der verschiedenen Charaktere. Nähere Informationen zu Ramakian unter http://de.wikipedia.org/wiki/Ramakien. Über die Kunst und Kultur Thailands gibt es hier interessante Informationen: http://www.thailandtourismus.de/index.php?id=228 .

Dienstag, 10. Juni 2008

Maskenzeiten

Wann werden Masken getragen? Wann treten Masken auf?
Die Masken der heute lebenden Naturvölker werden zu unterschiedlichen Zeiten und Situationen getragen. Die Naturvölker kennen die großartigsten Maskenzeremonien bei Reife- und Trauerfeiern. Das Erreichen der körperlichen Reife und der Tod sind die einschneidensten Ereignisse in der Gesellschaft. Auch in Notzeiten (wie Missernte oder Krankheit) oder bei den wichtigen Fruchtbarkeitsriten, bei Richtsprüchen oder Racheakten, bei der (zeremonielle Vorbereitung) der Jagd treten Masken in verschiedenen Gestalten auf.
In unserer westlichen Zivilisation treten Masken hauptsächlich (kalendermäßig) an Fastnacht oder Karneval auf. Die rituelle Darstellung der Jahreszeiten mit maskierten Zeremonien kannten schon die alten Ägypter. Am 1. November feierten die Kelten das Neujahrsfest zu Ehren ihres Gottes der Toten (Samheim-Fest). Dabei kehrten die Seelen der Verstorbenen auf die Erde zurück. Ein Reinigungsfeuer sollte das neue Jahr einweihen und böse Kräfte vertreiben. Grotestk verkleidete Geister veranstalteten dann bestimmte Prozessionen.
Vom Kult zum kirchlich beeinflussten Brauchtum: Heute bringt der Winterbeginn erste vereinzelte Maskenauftritte (St. Martin oder St. Nikolaus). Diese werden dann abgelöst von DER Maskenzeit der westlichen Welt schlechthin: die Zeit vom Karneval und der Fastnacht. (Quelle: Masken und Gesichter, H. Bertschi)

Donnerstag, 5. Juni 2008

Unterscheidungsmerkmale afrikanischer Masken

Die Unterscheidungsmerkmale sind äußere, sichtbare Eigenschaften der Masken. Es gibt nach I. Hahner-Herzog (Das zweite Gesicht - Afrikanische Masken, I. Hahner-Herzog, 1997) sechs Haupttypen:

- Gesichts- oder Vorlegemasken: überall in Afrika anzutreffen, wie z. B. die Dan-Masken

- Stülpmasken: diese Masken werden aus einem Baumstammabschnitt hergestellt, dessen Höhlung den ganzen Kopf aufnimmt, wie z.B. die Bassa-Masken

- Helmmasken: die Höhlung nimmt nicht den ganzen Kopf des Trägers auf; die Maske ist wie eine Kappe, die nicht das ganze Gesicht bedeckt. Das Gesicht wird dann meistens durch das Maskenkostüm abgedeckt; wie z. B. im kwifon-Bund getragen.

- Scheitel- oder Stirnmasken: Diese Masken sind wie die Gesichtsmasken, jedoch liegen diese auf der Stirn. Der Träger muss sich weit nach vorne beugen, damit das Maskengesicht die Zuschauer anblickt. Das Gesicht wird dann meistens durch das Maskenkostüm abgedeckt.

- Aufsatzmasken: Darstellung menschlicher oder tierischer Köpfe, die auf dem Scheitel des Trägers ruhen.

- Schultermasken: diese Masken sind große, schwere Büsten, die auf den Schultern des Trägers gesetzt werden.

Die Sonderformen afrikanischer Masken sind zum Beispiel die Brettmasken (wie Schwertmasken), Mehrpersonenmasken, gigantische Kompositmasken, Gesichtsbemalungen oder Masken, die als Dekor für Gefäße, Hauswände, Türen, Trommeln usw. benutzt werden.

Dienstag, 3. Juni 2008

Maske der Punu, Gabun


Die Maske erinnert an japanische Theatermasken. Dabei wurden von Forschern auf die kleine Nase sowie die weiße Gesichtsfarbe hingewiesen, die jedoch in Afrika weithin als Symbol der Geisterwelt angesehen wird (aus Gesichter Afrikas, E. Winizki). Nach K.-F. Schaedler heißen diese Art Masken: "die weißen Masken vom Ogooué". Ogooué ist der größte Fluss Gabuns (siehe auch in Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Gabun). Diese Masken stellen in der Regel den Geist eines schönen, verstorbenen Mädchens dar und wurden in einem Ritualtanz verwendet, bei dem sich die Ausführenden auf Stelzen bewegen. Andere Punu-Masken findet ihr unter: http://www.hafenbasar.de/basar/exit-list/item_cat.cat_id-121/von-1/bis-20/Punu.html ; http://www.rebirth.co.za/punu_mask_history_tribal.htm ; http://www.zyama.com/punu/pics..htm .

Montag, 2. Juni 2008

Eine Entstehungsmythe der Maske

Es war das Krokodil, das dem ersten Vorfahren die ursprünglichen Masken gab.
Vor sehr, sehr langer Zeit irrte der erste Vorfahre, den Trockenheit und Hungersnot dazu getrieben hatten, seine Heimat zu verlassen, durch den Busch und suchte nach fruchtbarem Land, um dort sein eigenes Dorf zu gründen. Er begegnete einer Antilope und folgte ihr bis zum Gipfel eines üppig bewachsenen Hügels. Von dort konnte er voll Glück seinen Blick über eine fruchtbare Ebene voll mit von Schlangen bevölkerten Bao-bab-Bäumen und über einen großen Teich schweifen lassen, in dem ein guter Geist wohnte, der sich den Menschen in Gestalt eines Krokodils zeigte. Der erste Vorfahre beschloss daher, sich an dieser Stelle niederzulassen und die erste Hütte zu errichten. Das Krokodil schenkte ihm drei Masken - die Antilope, die Schlange und das Krokodil - und bekleidete sie mit den Rindenfasern eines großen Baobab. Es sagte ihm, dass, wenn er diese Masken ehre, der Regen reichlich fallen und die Erde die nötige Hirse hervorbringen würde, um das ganze Dorf satt zu machen.
Seit diesem Tag eröffnen die Schlange, die Antilope und das Krokodil den Maskenzug und erinnern die Dorfbewohner daran, die heiligen Plätze zu ehren, da sie Quellen des Lebens sind: den Hügel mit dem heiligen Hain als Lebensraum für das Wild, die fruchtbare und bebaute Erde und den Teich mit seinem Wasser und den Fischen. (aus Die Regenmacher, T. & G. Baldizzone, 2003; Bild des Maskenträgers auch von T. & G. Baldizzone)