Montag, 15. September 2008

Entstehungsgeschichte einer Maske aus dem Kongo

König Samba Mikepe aus Kongo hatte von seiner Frau Kashashi ein Kind. Eines Tages ging sie aus dem Dorf, um Wasser zu holen. Ihr Kind lief ihr nach. Sie sagte: "Geh nach Hause, Kind! Bleib' beim Vater, während ich Wasser hole!" Aber das Kind folgte nicht, es bestand darauf, der Mutter zu folgen. Auf dem Weg nach Hause verschüttete Kashashi viel Wasser, weil sie dauernd auf das unfolgsame Kind aufpassen musste. Beim nächsten Mal halfen auch keine Drohungen oder Strafen, das Kind weinte und schrie, bis ihm erlaubt wurde, der Mutter wieder zu folgen. Kashashi war eine kluge Frau und hatte eine Idee: Sie malte ein schreckliches Gesicht auf eine Kalebasse. Als das Kind wieder ihr nachlief, zeigte sie ihm die Fratze und dreht sich schnell um. Das erschrockene Kind lief weg und schrie: "Das ist nicht meine Mutter, das ist ein schrecklicher Geist!" Das Kind lief zum Dorf zurück. So wurde Kashashi die Erfinderin der Masken.

Die Trennung des Kindes von der mütterlichen Bindung ist ein wesentliches Kriterium bei den Initiationsriten vieler Volksgruppen. Die Maske erscheint als Buschgeist, frisst den Initianden als Knaben und spuckt ihn nach der Initiation wieder aus. Jetzt ist der Knabe ein junger Mann, der sein Leben in Zukunft zwar in der Gemeinschaft, aber ohne mütterliche Bindung meistert. (nach Masken der Welt, K.-F. Schaedler, 1999)

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